Sharing Stories

Ausstellung im Weltmuseum Wien

2015-2017 hat das Projekt Sharing Stories. Dinge sprechen. unterschiedliche Menschen dazu eingeladen, einen für sie bedeutenden Gegenstand zu bringen und dessen Geschichte zu erzählen. Die daraus entstandene Ausstellung im Weltmuseum Wien zeigte die gesamte Sammlung von 150 Ding-Geschichten.
20 davon werden vom Künstler Tal Adler porträtiert: einerseits als Fotoporträts an ihrem "üblichen Aufenthaltsort" (zu Hause auf der Ablage, in einer Schachtel unter dem Bett, in der Tasche, der Hand oder auf dem eigenen Kopf), andererseits in Form von Videointerviews mit ihren Besitzer*innen und mit anderen Menschen, die über die Gegenstände aus ihrer eigenen Perspektive sprechen.
Ausgehend von einem für das Projekt eigens entwickelten offenen Interviewformat entstanden 150 persönliche, reichhaltige und spannende Geschichten. Von einfachen Alltagsdingen, wie einem Schlüssel oder einer Halskette, bis hin zu besonderen oder seltenen Objekten, wie der Schachtel eines verlorenen Films oder einer handgemachten Maske. Die Besitzer*innen der Dinge teilten Geschichten von Liebe und Freundschaft, Verlust und Sehnsucht, Zugehörigkeit und Fremdheit, von Glaube, Leidenschaft, Reisen und Abenteuer, Migration, Assimilation, Terror und Hoffnung.

Entstehung der Ausstellung:
das Projekt Sharing Stories. Dinge sprechen.

Das Projekt Sharing Stories beschäftigte sich mit dem musealen Sammeln von Gegenwart. Ethnographische Museen tragen eine problematische Geschichte des Sammelns, Forschens und Präsentierens mit sich. Viele der Objekte, die wir heute in diesen Museen finden, wurden im Zuge des Kolonialismus erworben oder geraubt. Sharing Stories. Dinge sprechen. versuchte sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen und andere Praxen des Sammelns und Erzählens auszuprobieren.
Das Projekt fragte nicht nur, welche zeitgenössischen Objekte wir sammeln und ausstellen, sondern vor allem auch, in welcher Weise dies geschieht: Wie können Geschichten unterschiedlicher Menschen so gezeigt werden, dass sie sich als Erzählende darin erkennen? Wie können sie ihre Geschichten so erzählen, dass sie von den Zuhörenden und den Ausstellungmachenden nicht sofort wieder in eine Schublade gesteckt werden? Wie gehen wir sorgfältig und wertschätzend mit den Gegenständen der Menschen um? Ausgangsprinzip ist, dass die erzählten Geschichten von anderen Menschen mit neuen Sichtweisen auf einen jeweiligen Gegenstand bereichert werden können.
Durch unterschiedliche, aber gleichwertige Geschichten wurde die Vielschichtigkeiten von Bedeutungen, die Dingen gegeben werden kann, gezeigt. Damit sollen kritisch jene musealen oder wissenschaftlichen Praxen reflektiert werden, die einer Erzählung (z. B. der kuratorischen oder wissenschaftlichen) mehr Bedeutung geben als einer anderen. Eine solche Herangehensweise befragt auch kritisch übliche Praxen in kulturwissenschaftlichen Museen. In diesen waren und sind es oft nur die Stimmen der Wissenschaftler*innen und Kurator*innen, die eine Erklärung zu einem Objekt abliefern konnten und können. Die Geschichten der Menschen, denen die Objekte gehörten, gingen dabei genauso verloren, wie die Geschichte darüber, wie verschiedene Dinge überhaupt in das Museum gekommen sind. Gerade in einem Museum wie dem Weltmuseum Wien welches eine koloniale Sammlungsgeschichte hat, ist es wichtig, sich mit dieser kritisch auseinanderzusetzen und neue Praxen des Erzählens zu erproben.
Sharing Stories thematisierte somit verschiedene Fragestellungen, die für ein zeitgenössisches ethnographisches Museum wichtig sind.

Brunnenpassage als Co-Kuratorin

Die Brunnenpassage war seit Beginn von Sharing Stories. Dinge sprechen. Kooperationspartner des Weltmuseums Wien. Als erster Pilotstandort für die Sammlung von Geschichten und Objekten war die Brunnenpassage seit Ende 2014 stark in die Konzeption des Projekts und die Phase der Materialsammlung involviert. Bereits im Frühjahr 2015 fand darüber hinaus eine Vielzahl gemeinsamer Veranstaltungen mit dem Weltmuseum Wien in der Brunnenpassage statt. Im Rahmen der Kooperation stellte die Brunnenpassage vor allem ihre Expertise hinsichtlich transkultureller Zielgruppenarbeit sowie Diversitätsaspekten zur Verfügung und ist und war während der gesamten Projektphase 2015-2017 auch kuratorisch für die Ausarbeitung und Gestaltung der Ausstellung mitverantwortlich. Starker Fokus der Zusammenarbeit war seitens der Brunnenpassage die direkte niederschwellige Zusammenarbeit mit den beteiligten Menschen und Objektbesitzer*innen. Um wertschätzende Gespräche auf Augenhöhe sowie einen respektvollen Umgang mit persönlichen Geschichten zu ermöglichen, wurde der Anstoß gegeben, in selbstreflexiver Weise neue Praxen des Erzählens zu erproben. Großes Anliegen der Brunnenpassage war es, dass auch die Geschichten jener Menschen Gehör finden, die ansonsten wenig Repräsentation in öffentlichen Institutionen erfahren. Die Brunnenpassage agierte hierbei als Initiatorin eines Brückenschlags zwischen großen Kulturinstitutionen, wie dem Weltmuseum Wien, und der Bevölkerung.

Kuratorisches Team | Curatorial Team
Tal Adler | Elisabeth Bernroitner | Bianca Figl | Karin Schneider

Kuratorische Beratung | Curatorial Consulting
Claudia Augustat | Jani Kuhnt-Saptodewo

Inhaltliche Projektmitarbeit | Curatorial Project Work
Jeannette Mayer-Severyns| Ivana Pilic

Künstlerisches Konzept | Artistic Concept
Tal Adler

Sharing Stories war ein Projekt des Weltmuseums Wien in Zusammenarbeit mit der Brunnenpassage und weiteren Partnern: ImPulsTanz, Spacelab, TEDx Vienna, Volkskundemuseum, Caritas Haus Franz Borgia und ZOOM Kindermuseum.

Ort

Weltmuseum Wien
Heldenplatz
1010 Wien

27. Oktober 2017 bis 28. Februar 2019
 

Vollständige Objektsammlung auf der Website des Weltmuseum Wien

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